Siehe auch weiteren Autorenbeitrag
In deinen Armen liegend weine ich. Ich bin nicht traurig.
Ich lasse mich ruhig davon erfassen.
Es kann mir nichts antun, das Fühlen in der Ruhe.
Ich bin nicht traurig, die Trauer will gehen.
Jetzt bin ich Weinen und kenne nicht den Grund.
Ich bin nicht der Grund, bin nicht die Trauer, lasse nur los, was gehen will.
Plötzlich die Umkehr, jetzt bin ich Lachen.
Ich kenne den Grund nicht und bin nicht der Grund.
Ich bin das Lachen jetzt und bin nicht froh, die Schwere der Trauer hat mich verlassen.
Die Leichtigkeit, genauso ein Genuss.
Jetzt geht auch das Lachen und ich lasse es ziehen.
Die Ruhe ist wieder allein und hat doch sich selbst.
In aller Ruhe hältst Du mich noch immer in Deinen Armen und schaust mir dabei zu.
Etwas in mir bedankt sich, dass es durch mich leben darf.
Und ich bedanke mich bei Dir, dass ich mit Dir erleben darf.
Ich darf es erleben und kann Dir nicht helfen. So ist das nun mal, keine Technik, die ich entwickeln würde, keine kunstvoll erdachte Formulierung würde Dir helfen. Von daher ist, dass ich überhaupt etwas schreibe, schon ein Widerspruch. Ich habe meinen eigenen Meister nie wirklich verstanden. Ich habe ihm nur zugeschaut und etwas in ihm hat mich inspiriert, aber verstanden habe ich ihn nicht. Sein Platz, den er in sich selbst eingenommen hat, hat mich irgendwie berührt, hat mit etwas in mir räsoniert. Und selbst das jahrelange Räsonieren hat nix gebracht – oder was auch immer.
Ich hatte all das aufgegeben, diese Suche bis auf einen letzten Versuch, eine gewollte bewusst herbeigeführte Isolation. Allerdings ohne jegliche "spirituelle Praxis". In der Isolation
gab es nicht mal Meditation! Nur diese eine Frage: "Was kommt aus mir selbst heraus? Was?!!!!"
Am Ende dieses Selbstexperiments kam dieser Zufall, so wie er mir erschienen ist.
Plötzlich diese innere leise sanfte Stimme: "Lehn Dich zurück, entspann Dich, ich halte Dich für immer." Und das war's, ich lehnte mich zurück und tue es noch immer bzw. ich tue es nicht
mehr: es ist halt so. Einmal in Kontakt mit dieser inneren Instanz und es gibt kein Zurück mehr. Ich bin Niemand, losgelöst von mir selbst.
Einen Zufall kann man nicht übertragen, weitergeben, wie denn? Es geht nicht!
Durch die Disidentifikation mit dem illusionären Selbstbild wird man frei und fällt in eine Art "windstille" Mitte des immer fortwährenden Wirbelsturms und verbleibt dort. Um es genau zu nehmen, war man schon immer in dieser Mitte, hatte es nur vergessen.
So bitte! Und? Erwacht jetzt? Hmmm, vielleicht nochmal den fettkursiven Absatz lesen? Und nochmal und nochmal? Oder fragt von einem mit Om-Zeichen bestickten Sitzkissen aus im Satsang einen Erwachten, ob es aus erwachter Sicht ok wäre, sich zu verlieben und eine Beziehung zu führen? Oder was man generell tun oder lassen sollte, um bewusster zu werden? Oder wie man seine höhere Bestimmung (Hauptsache, sie ist höher), denn nun endlich wahrnehmen und verwirklichen könne und bla, bla, bla... eceteraaaaaaaa...
Es geht so nicht!!!
Keine "Antwort" wird gut genug sein, kein zugewiesener Weg der richtige. Ihr seid allein. Have the fucking guts!!! Habt den verdammten Mut, allein zu sein, wendet Euch an Euch. Beschmiert euch
mit Dreck, macht alles falsch, seid unwürdig, liebt, lacht, lebt, leidet, fallt auf die Fresse, fühlt den Schmerz, fühlt das Glück, rennt jedem wahnwitzigen Befehl Eures Egos hinterher wie ein
hechelnd gieriger Hund und verschluckt Euch daran bis zum Ersticken und mit Eurem letzten möglichen Atemzug erwacht – zufällig.
Und dann geht in den Satsang und versteht jedes Wort. So rum geht das, nicht anders rum.
AUTOR: Thorsten Johst, 6.+15.2.2018