Seit 2019 gilt das LDL-Forschungsprojekt offiziell als erfolgreich abgeschlossen. Der nächste Schritt geht in Richtung angewandter TRANSSPIRITUALITÄT mit jenen Freunden, Fans, Gastautoren und ehemaligen spirituellen Suchern, die sich öffentlich dazu bekennen, das Ziel des Prozesses erreicht zu haben, also erleuchtet/erwacht zu sein, ohne allerdings eine "innere" Person mehr zu "haben" (scheinsein), die sich als erleuchtet/erwacht empfinden könnte, weil genau diese Ego-Projektion/Konstruktion wegfällt, wenn das Ziel erreicht ist. Willkommen zur "transspirituellen Bewegung" all jener, die KEINER BEWEGUNG MEHR angehören: Religionen, Welterklärungsmodelle, Glaubensdoktrinen und Sinnkonzepte lösen sich im erwachten/erleuchteten Geist vollständig auf und hinterlassen ein permanent nondual befreites Bewusstsein, das ganz in den "leeren, unendlichen" Flow des lebendigen Lebensflusses eingegangen ist: ALLES IST JETZT IDENTISCH (NICHT "MIT" ETWAS SONDERN) ALS ES SELBST...
"Sie haben sich bemüht, ihr Leben zu vertiefen oder zu verbessern, durch Yoga, gesunde Ernährung, Energiearbeit, Familienaufstellen oder Umstellen der Möbel. Jetzt sind sie bei Lehrern
gelandet, die sagen: Es gibt nichts zu verbessern, nichts zu verändern. Weder an deiner Umwelt noch an deinem Partner, noch an dir selbst. Es geht lediglich darum aufzuwachen. Klick. Und zu
merken: Alles ist optimal, so wie es ist. Und es kann gar nichts schiefgehen."
Dietmar Bittrich & Christian Salvesen, DIE ERLEUCHTETEN KOMMEN (2002)
"Schlimmer als die Einsamkeit des Singles ist die Einsamkeit des Suchers, der die Erleuchtung sucht. Die Erleuchtung ist da draußen im großen Ganzen. Und da gibt es keine sozialen Netzwerke,
wo du sagen kannst, hier finde ich die Erleuchtung und eine zu mir passende Erleuchtung. (...) Also eigentlich ist die spirituelle Sehnsucht und Suche und Verzweiflung noch schlimmer als die nach
der großen Liebe."
Wolf Schneider, WIR SIND EINS! (live am 27.9.2014)
"Heute aber ist es generell, abendländisch gesehen, nicht mehr damit getan, beispielsweise mittels der Poesie die Gegenwart aus dem Alltag herauszuheben und mittels ihres mystischen Elementes die Überwindung der unpoetischen Zeit zu verwirklichen. Der heutige Weg führt dank des bewußt realisierten Einbruches des Zugleich nicht in die Ichlosigkeit zurück, sondern über die Ichhaftigkeit hinaus in die Freiheit des Ich, in das Befreitsein vom Ich und der Egozentrik: in die Ichfreiheit. Es handelt sich nicht mehr um mystische Überwältigung oder Versenkung [die traditionelle Art des Samadhi], sondern um die nüchterne Teilhabe am Ursprung, die sich nicht im heiligen Rausch, sondern in der Überklarheit der Transparenz ereignet, wenn in urplötzlicher Erleuchtung [Satori] das an sich Unsichtbare, alles durchstrahlend, wahrnehmbar wird."
Jean Gebser, DER UNSICHTBARE URSPRUNG (1970)
"Ein Gefühl, das er die Empfindung der 'Ewigkeit' nennen möchte, ein Gefühl wie von etwas Unbegrenztem, Schrankenlosem, gleichsam 'Ozeanischem'. (...) Ich selbst kann dies 'ozeanische' Gefühl
nicht in mir entdecken. (...) An meiner Person könnte ich mich von der primären Natur eines solchen Gefühls nicht überzeugen. Darum darf ich aber sein tatsächliches Vorkommen bei anderen nicht
bestreiten."
Sigmund Freud, DAS UNBEHAGEN IN DER KULTUR (1930)
"Diejenigen, die Erleuchtung tatsächlich verstanden und verwirklicht haben, wollen absolut nichts verkaufen. Wenn sie ihr Verständnis von Erleuchtung teilen, brauchen sie weder sich noch das,
was sie mitteilen, aufzublasen. Sie wollen auch keine Mütter, Väter oder Lehrer sein. Besonderheit erzeugt Ausgrenzung, Freiheit hingegen wird in Freundschaft miteinander
geteilt."
Tony Parsons, im Klassiker der Advaita-Bewegung: Wer bin ich? Das? Poesie der Selbsterforschung (editionadvaita k&l, 2001)
Weil der spirituelle Jargon psychophilosophische Begriffe adaptiert, ohne sie eindeutig zu definieren und dadurch klar genug voneinander abzugrenzen, entsteht das Paradoxon, dass es Erleuchtung einerseits sehr wohl gibt UND zugleich gar nicht geben kann!
Das ewige Lieblingsthema von esoterischen Gurus und spirituellen Lehrern ist die "erleuchtete" Überwindung von allzu starren, festen Selbst-Bildern durch Auflösung des
Selbst-Verständnisses in einen "kosmisch" flexiblen Bewusstseinszustand. Die Öffnung des Egos für seine innerste Leere wird dabei fahrlässig gleichgesetzt mit dem Verlust der Ich-Identität. In
den verschiedenen Anleitungen zum "Erwachen" purzeln die zentralen Begriffe EGO, SELBST, SEELE, MITTE, GOTT und ICH munter durcheinander, jeder benutzt sie nach eigenem Gutdünken. Dadurch
entsteht nicht nur Verwirrung beim Lesen der unterschiedlichen Ansätze, sondern auch unnötiger Streit zwischen den einzelnen Lehrern und Schulen, denn alle möchten die Wahrheit für sich pachten,
indem sie die metaphysischen Wörter wie ihren Eigentum behandeln.
Windstille Mitte
So kommt es dann, dass einer sagt, dass das Selbst sehr wohl existiere und meint damit die Emotionen des Egos. Der andere glaubt, dass das Ich eine Illusion sei und meint damit das Selbst. Und
ein dritter behauptet, das Ich als Identität verschwände, wenn sich das Ego auflöse, und meint damit gar nicht das Ich an sich sondern das Festhalten an einem bestimmten Ich-Bild. Jean Gebser
unterschied darum (in seinem Hauptwerk 'Ursprung und Gegenwart') die präpersonale Ichlosigkeit von der transpersonalen, integralen Ichfreiheit. Das "freie" Ich ist hierbei nicht von sich selbst
befreit sondern vom Fixiertsein auf seine egozentrischen Projektionen. Durch das Loslassen vom festgefahrenen Ich kehrt das Bewusstsein zurück in die windstille Mitte des psychischen Orkans und
erlebt sich daher als entleert vom Ich als einer zwanghaft symbolischen Selbst-Darstellung. Dieses Leersein als nackte Selbst-Wahrnehmung erlaubt einen neuen, "befreiten" Umgang mit den Gefühlen
und Gedanken des Ichs, die nun nicht mehr als Selbst-sicheres Ego humorlosen Druck auf ihre Umwelt ausüben, sondern entdeckt werden als das, was sie sind: ein neurotisches Potenzial, das mit der
nötigen Selbst-Ironie relativiert werden kann.
Ozeanische Bewusstheit
Das "absolute" Selbst ist nur noch die leere Mitte, um die sich alle Ich-Bilder wie ein Kopfkino ansiedeln. Die Person IST jetzt ein spiritueller Hohlraum mit unendlichen Teilpersönlichkeiten und
"spielt" nur noch die Identität, weil sie sich nicht mehr identisch fühlt mit einzelnen Projektionen. Der Tropfen BEWAHRT seine Form im Ozean (ein Koan!), aber er konzentriert sich nicht mehr auf
seine Form. Die ozeanische Bewusstheit verleugnet den einzelnen Tropfen nicht, denn in Wahrheit BESTEHT der Ozean aus seinen unendlich vielen Tropfen. Das ist kein Paradoxon, es ist komplementär
wie das Yinyang im Tao: der Kreis ist die Form, die beim Kreisen der ineinander verschränkten Tropfen entsteht, das Nonduale ist lediglich das RUHEN in dieser runden Form, während die Tropfen
sich rastlos im Fluss der Ereignisse kreisförmig drehen. Wer sich mit einem bestimmten Tropfen identifiziert, dreht sich im Kreise, besonders wenn er als Tropfen (Ich) die Form des Kreises selbst
HABEN möchte. Die Sehnsucht nach dem Absoluten, also der leeren Kreisform, führt zu einer inflationären Dissoziation, bis das Ich sich als pseudoerleuchtetes Meta-Ich aufbläht und sich einbildet,
rund zu sein. Hier beginnt der unsinnliche, körperlose Größenwahn mancher Gurus, die ihre eigenen Existenzängste verdrängen.
Leere Liebe
Die Heimkehr ins tatsächlich ichfreie Körperbewusstsein dagegen erlaubt es, das sinnliche Leben ekstatisch zu zelebrieren, ohne sich von den Sinnen neurotisch "verführen" zu lassen. Doch diese
Ankunft in der authentischen, echten Wirklichkeit scheint das viel größere Problem für das verängstigte Ich zu sein, das oftmals erst enttraumatisiert werden muß, um sich die Rückkehr in seine
eigene Mitte zu trauen. Denn Ankommen im bildlosen, "offenen" Selbst heißt eben auch Loslassen vom Ich, das sich mit Selbst-Bildern vor Schmerzen und neuen Enttäuschungen schützt. Der
therapeutische Effekt im Moment dieser Ankunft in der ureigenen Stille als Urruhe, Leere, oder wie immer man es nennen mag, dieser Effekt führt oft zu Tränen der Erleichterung (enlightenment), die so überwältigend sind, dass es als wahre Erleuchtung und Aufwachen aus einer Hypnose empfunden wird. Das Ergebnis des therapeutischen
Prozesses hingegen ist trivial, nur der Weg dorthin ist beschwerlich. Je größer die Angst vor dem Sprung in die Leere war, desto großartiger fühlt sich die "große Befreiung" dann an. Das Ergebnis
ist trotzdem trivial und erzeugt das genaue Gegenteil vom Größenwahn des Meta-Ichs: Demut und Dankbarkeit. Vielleicht reden sehr viele Lehrer deshalb von einer Art "göttlichen Liebe", weil ja die
Selbst-Liebe verschüttet war und nun als Liebe des leeren Selbst zum ganzen Leben wiederentdeckt wird.
Gesichtsloser Seinsschock
Leider erzeugt aber das Wort "Liebe" genau so wie "Frieden" und "Energie" oder "Buddhafeld" das gemeine Missverständnis, dass man in der windstillen Mitte solch eine Qualität wie ein Objekt
auffinden und besitzen könne. Die echte, erfahrbare Mitte ist aber absolut LEER, das ist das zenistische Geheimnis des Ganzen! Traditionelle Religionen und sektiererische Ersatzreligionen, die
ihre Schäfchen mit dem Versprechen schröpfen, am Ende des steinigen Weges erführe man diese Liebe und überirdisches Licht als elitäre Segnung, verheimlichen das wahre Gesicht der Erleuchtung: die
Gesichtslosigkeit. Denn am Ende ist niemand mehr da, um die Erleuchtung zu feiern. Die Suche nach einer letzten, unglaublich großen, entscheidenden Erleuchtung entpuppt sich als Sehnsucht des
eingeschüchterten Egos, sich selbst zu überwinden. Wenn es das schafft, gibt es kein Ego mehr, um darauf stolz zu sein. Die heiß und innig ersehnte Erleuchtung ist nur was für Unerleuchtete. Wer
NACH seiner eigenen Befreiung noch vorsätzlich vortäuscht, man müsse mehrere Leben lang meditieren und darüber hinaus eine Psychoanalyse absolvieren, um sich nicht selbst zu blockieren, verrät
seinen narzisstischen, antihumanistischen Charakterpanzer, der das Phänomen des Erwachens als teures Konsumprodukt vermarkten will. Dass sich ein ehmaliger Schüler vom Guru distanziert, sobald
wirklich Erleuchtung eintritt, erscheint uns nur allzu gesund und verständlich. Kein Erleuchteter mag die Gesellschaft eingebildeter "Erleuchteter". Er lebt einfach sein Leben – in den Augen der
Seinsschock, auf den Lippen ein Schmunzeln.