Es kommt auf die Straße. Es wird bald viele Menschen betreffen. Das Erwachen ist keine seltene elitäre Angelegenheit mehr. Der Weg dorthin ist für Jeden individuell. Dieser "Weg" in die innere Befreiung hängt bei jedem Einzelnen davon ab, wie die Anhaftungen und Glaubenssätze gestaltet sind, von daher gibt es keinen Weg, der für alle gilt, an dem man sich orientieren könnte. Und doch fließen all diese individuellen Wege wie kleine Flüsse in einen großen Fluss zusammen, bevor dieser in den Ozean fließt und sich dort vereint und auflöst. Dieser Punkt der dann doch für alle gilt, ist die "Genug-ist-genug"-Erfahrung, wo es nicht mehr weiter geht, wo alles probiert, versucht, gekostet wurde, und nichts von all dem in ein beständiges Glück geführt hat. Alle Versprechungen und Erwartungen haben sich als Lügen erwiesen, nichts davon bietet noch Halt oder Hoffnung. In dieser Verzweiflung und Hilflosigkeit, in dieser absoluten Desorientierung, kann es dann geschehen... Die Erleuchtung als "Übererfahrung", auch die wird zur Illusion und zur Anhaftung. Bin ich identifiziert mit diesem Seinszustand? Wenn ja, wozu? Die Erleuchtung führt nach dem Wahnsinn und Größenwahn des Egos doch nur zurück in den natürlichen Urzustand des Menschseins. So ist das Ergebnis der spirituellen Reise auch komplett unspirituell: Das Sein ist hier und jetzt ein Mensch in der Form, die ich darstelle. Es wird sich ändern, es wird immer neue Erfahrungen durch mich sammeln und immer neue Spiele spielen. Ich bin das Lieblingsspielzeug meines Bewusstseins und doch ruhe ich im Auge des Sturms unverändert, aufgehoben, geliebt und still als Schöpfer und Schöpfung und als unbeteiligter Beobachter dessen, was ist, auch wenn nichts ist.
AUTOR: Thorsten Johst, 2017
LEKTORAT: LDL (kleine Korrekturen und orthografische Abweichungen vom Original sowie kursive/fette Hervorhebungen)