Damit mein ich nicht die Stadt in NRW. Minden ist eine ablasssche Wortschöpfung und deutet auf das, was der Mind macht. Er mindet. (gesprochen: meindet) Das ist auch sein Job. Dazu ist er da.
Verstand zu sagen wäre nicht nur nicht englisch, der Begriff wäre einfach nicht umfassend genug. Denn Mind übersetzt meint nicht nur Verstand, sondern lt. dem englisch/deutschen Wörterbuch auch: Geist, Gemüt, Psyche, Phantasie.
Minden ist zunächst ein Spiel, das sich in dem was wahrnimmt selbst spielt. Und zwar ebenso wie alle anderen Spiele, deren es unendlich viele gibt. Ohne Spieler. Auch ohne Initiator.
Im Grunde genommen gibt’s nicht einmal einen Mind. Denn was stellen wir uns unter ihm vor? Etwa etwas Feststehendes? Wo doch gerade Gedanken, Eindrücke, Gemütslagen kommen und gehen? Daher halte ich den Ausdruck Minden für weitaus geeigneter, wenn sich dieses Spiel spielt.
Minden geschieht beispielsweise, wenn die Frage entsteht: Wer hat das Spiel in Gang gesetzt? Wer hat Leben, wer hat Welt, wer hat Kosmos kreiert bzw. erschaffen, welche Behörde ist dafür zuständig? Und die einzig mögliche Antwort darauf ist die Gegenfrage: „Wer hat den Initiator erschaffen?“ Und die Unmöglichkeit, darauf eine befriedigende Antwort zu finden, setzt dieses Spiel entweder fort oder beendet es ein für allemal. Um Dasein zu erklären brauchst du keinen Initiator, keinen Schöpfer, außer beim Minden. Dieses Spiel braucht ihn dringend, denn ohne ihn ist es vorbei.
Minden geschieht auch, wenn die Frage nach dem Sinn des Daseins erscheint. Wohin führt das alles? Gibt es eine Evolution des Bewusstseins von Alpha nach Omega? Auch dieses Spiel erhält seinen Todesstoß, wenn es als solches durchschaut wird. Weil klar gesehen wird, dass einzig das, was wahrnimmt, Wirklichkeit ist und alles in ihm nur Erscheinung. Ohne Dauer. Vergänglich. Und damit Seifenschaum.
Wohin sollte Leben denn führen? Es führt nirgendwohin, weil es nirgendwoher kommt. Es ist ein Phänomen, ein Zauber, ein Wunder und im besten Fall lässt sich sagen, dass unbedingte Liebe
überfließt und manifest wird. Einfach so.
Minden geschieht auch, wenn geglaubt wird: Ich denke, ich entscheide, ich handle und weil ich denke, entscheide und handle, bin ich selbstverständlich verantwortlich für meine Gedanken, Entscheidungen und Taten. Und weil ich ja hätte anders denken, entscheiden und handeln können, es aber nicht tat, bin ich selbst schuld an den Konsequenzen. Und weil der, der dieses Spiel verursachte, peinlich darauf achtet, was ich denke, entscheide und tue, bürdet er mir die Konsequenzen meines bekloppten Denkens, Entscheidens und Handelns auf, entweder in diesem oder im nächsten Leben.
Minden geschieht auch, wenn geglaubt wird, ich könne durch Ursachenforschung das Erkennen von Kausalitäten und deren Verursacher Wunden heilen.
Minden setzt die Existenz eines Ichs bzw. eines Überichs voraus. Beides sind jedoch nur Phantasiefiguren, weil ohne diese „Minden“ eben nicht gespielt werden kann.
Ich bin leider ein gottverdammter Spielverderber. Denn ich minde nicht mehr. Besser: Kann nicht mehr minden. Die Fähigkeit zum Minden wurde mir sozusagen genommen.
Ich spiele das Topspiel. Und in ihm gibt’s all die hier genannten Fragen nicht mehr. Im Topspiel ist sich was-auch-immer dessen bewusst, dass Welt, Leben, Menschsein gespielt wird. Und der Sinn des Spiels ist das Spiel selbst!
Ein Spiel, das keiner initiiert hat, das keiner spielt, das nie begann und daher nie endet, und das aus so viel verschiedenen Spielvarianten besteht, dass es keine angemessene Zahl dafür gibt.
Dass sich jede Sinnsuche und scheinbare Sinnfindung, auch das genialste, intelligenteste, weiseste am Ende als Spiel herausstellt und dass das einzig Konstante in all diesen Spielen DAS ist, in dem es stattfindet, worüber niemand erstaunter sein könnte als das-was-wahrnimmt selbst.
Denn obgleich alle Spiele in ihm stattfinden, hat das-was-wahrnimmt nur insofern mit ihnen zu tun, dass sie in ihm erscheinen und es temporär sogar zu personalisieren vermögen. So dass es sich selbst zugunsten der Erscheinung(en) vergisst und sich gänzlich dem Minden hingeben kann.
Wird sich das-was-wahrnimmt gewahr, dass das, was in ihm erscheint, nicht ist, was-das-wahrnimmt ist, bedeutet das nicht, dass es sich aus allen Spielen herauszieht und ihnen unbeteiligt zusieht. Eine Zeitlang mag das der Fall sein, dann aber lässt es die Identifizierung mit seinen verschiedenen Rollen im Menschenspiel zu. Jedoch nun ohne jemals mehr vergessen zu können, dass es nicht ist, was sich spielt.
Freiheit bedeutet daher nicht sich aus allen Spielen zu entfernen und fernab von ihnen ein sozusagen „außerirdisches“ Leben zu führen. Im Gegenteil. Im Topspiel wird sich ganz und gar eingelassen auf das Fleisch, die Gewöhnlichkeit menschlichen Daseins.
Gewahrsein, das sich in einer seiner Figuren als Gewahrsein erkennt, wird menschlicher und gewöhnlicher als all jene Figuren, die ihm zu entfliehen, es zu sublimieren oder gar zu transformieren versuchen. Im Topspiel wird auf jede Art der Abgehobenheit, Nichtalltäglichkeit oder gar Heiligkeit verzichtet, weil sonnenklar ist, dass die Figur, die erscheint, keinesfalls ist, was ich bin.
Sela!
AUTOR: Werner Ablass, 2012
QUELLE: www.wernerablass.de