NICHTS ODER NAZI

NICHTS ODER NAZI? Manche Gurus, darunter auch Gastautoren der LDL, versuchen spontan, Spiritualität und Politik miteinander zu verbinden, und geraten dann in den Verdacht, sich durch bestimmte "radikale" Statements als sexistisch, faschistisch oder irgendwieistisch zu verraten. Dieselben Gurus behaupten allerdings auch schon seit langem, keine Ego-Person mehr zu sein und keine Anleitung zum Aufwachen geben zu können. Sie verdienen ihr Geld oftmals damit, nur (das) NICHTS in ihren Satsangs und Retreats als esoterischen Konsumartikel feilzubieten, als würde das Nichts durch den Guru veredelt. Das Nichts scheint politisch ungefährlich zu sein. Aber sobald diese Nichts-Gurus die Zenpeitsche in Form von skandalösen Aussagen zur Flüchtlingspolitik oder zum Terrorismus schwingen, sind ihre Anhänger empört und reagieren mit Rufmord-Kampagnen. Was sagt uns das über solche Schüler: sie erwarten vom Guru in Wirklichkeit gar nicht das Nichts, sondern (spirituell wie politisch) "korrekte" Aussagen über die Welt. Aber da der Guru laut seiner Selbstdarstellung weder eine Person ist noch eine Botschaft hat, muss sich der Schüler nun endgültig von ihm befreien, um die erhoffte große spirituelle Weisheit selber zu spüren. Wer seinen Guru als Nazi beschimpft, hat zuvor ebenso blind und besessen dessen Nichts wie einen leckeren, heissen Vanillepudding bejubelt. Beides muss der im Endspurt befindliche Schüler durchschauen und überwinden: das Nichts und den Nazi! Beides sind billige Abziehbilder seiner eigenen allzu pathetischen Moralvorstellungen! Dann erst erweist sich die scheinbar unmenschlich-brutale Methode des Gurus als so erfolgreich wie eine jahrelange Zenmeditation, bei der die Erleuchtung erst eintritt, als der Schüler endgültig aufgibt und seinen Meister enttäuscht verflucht. Er rennt aus dem Kloster und hat erstmals nach Jahren wieder Sex und da macht es klick und der jahrelange meditative Mindfuck löst sich in Wohlgefallen auf. Sein Guru half ihm nur, die verzweifelte Wartezeit mit Geduld zu überbrücken. Vielleicht wäre manch ein lebenslänglicher Zenschüler viel früher erwacht, wenn ihm der Meister irgendeinen schockierenden Schwachsinn erzählt hätte, der in der Vorstellung des Schülers der Meisterschaft widerspricht. Aber dafür war das strategische Prestige-Ego berühmter historischer Gurus meist doch zu groß. Heutige Gurus nehmen die Hexenjagd anscheinend in Kauf, wenn sie ihre Anhänger bewusst verärgern anstatt Verbotenes (wie Alkohol oder Heimatliebe) scheinheilig zu vertuschen. Vielleicht erfüllen sie dadurch ihre Aufgabe als Hebamme geistiger Freiheit viel besser  und ihnen gebührt sogar nachträglich Dank und Lob seitens erwachter Schüler? Wir werden noch sehen, wie sich die aktuelle Spirigeschichte weiter entwickelt, und bieten die Gastrubrik unserer Homepage zum Meinungsaustausch der Gurus und Satsanglehrer nach wie vor an...
  
 
Facebook-Kommentar vom 30.3.2017

FEEDBACK VON GURUS


Antwort von Werner Ablass am 30.3.2017, 8:44 Uhr auf den Facebook-Post von Paul Zellin

 

Zunächst einmal, lieber Paul Zellin, unternehme ich nicht den Versuch Spiritualität und Politik zu verquicken. Des weiteren behaupte ich nirgendwo kein Ego "mehr" zu haben, im Gegenteil, mein Statement lautet, ein Ego zu SEIN, jedoch dieses Ego oder diesen Charakter als Quelle in ihrer Manifestation als Mensch zu durchschauen. Subjekt ist Objekt. Daher ist meine Lehre weder auf Schwächung noch auf Verleugnung oder gar auf das Sterben des Egos ausgerichtet, sondern lediglich auf die Desillusionierung bzw. Dekonditionierung des Eindrucks persönlicher Täterschaft im Ego, der auf Konditionierung beruht. Mit dieser Aussage folge ich im Übrigen exakt der Lehre meines Meisters Ramesh Balsekar.

 

Ich biete kein esoterisches Produkt namens Nichts gegen Geld an, sondern „verlange“ wie nahezu jeder andere berufstätige Mensch auf diesem Globus eine finanzielle Gegenleistung für eine Leistung, die ich erbringe. In meinem Fall ist das meine jahrzehntelange Erfahrung und mein Können als professioneller Coach und als gereifter Mensch, und last but not least, als Desillusionierter!

 

Gemessen an meiner „Leistung“ empfinde ich meine Honorare, der ich als externer Coach in Unternehmen ein Tageshonorar von 1800 Euro einnehme, als „geschenkt“. Für ein einziges Seminar von 3 Tagen mit Vor und Nachbereitung kassierte ich, als ich noch als Managementtrainer agierte, um die 10.000 Euro, was übrigens keineswegs außergewöhnlich ist im Trainingsgeschäft.

 

Ich habe noch nie auf Spendenbasis gearbeitet, obgleich ich jedem meiner "Kollegen" zugestehe, sich wie ein Bettler auf der Straße mit einem umgekehrten Hut zu präsentieren. 

 

Meine politische Einstellung hat nichts, aber auch gar nichts mit meiner Lehre zu schaffen. Sie soll „meine Schüler“ weder heilsam schockieren noch ist sie ein meisterlicher Zen-Stock, um das sogenannte Erwachen zu fördern. 

 

Wer Werner Ablass in seiner Funktion als Leerer mit dem politischen Mensch Werner Ablass verlinkt, macht einen gewaltigen Fehler. Denn es sind zwei Aspekte einer Persona, die auf genau diese Weise angelegt bzw. determiniert ist. 

 

Es gibt kein Gebiet des individuellen und gesellschaftlichen Lebens, zu dem ich keine dezidierte Meinung hätte. Vor der Flüchtlingskrise und dem gewaltigen Zustrom von Muslimen nach Deutschland gab es für mich lediglich keinen Anlass für ein politisches Statement. Als diese verfehlte Politik Merkels begann, regte sich Unmut, der auf meine für mich typische Weise oft scharfzüngig formuliert wurde. 

 

Wer aus welchen Motiven auch immer darauf aus ist mich als Nazi oder Faschist darzustellen, wird in meinen Aussagen, auch nicht in den polemischen, Stoff für diese Ansicht meiner Persona finden, es ist vielmehr der Stoff, aus dem seine eigenen Alpträume sind. 

Sela!

 

Antworten von Edgar Michael Hofer am 30.3.2017, ab 11:11 Uhr auf den Facebook-Post von Paul Zellin

 

Lieber Paul Zellin: 

 

Gut geschriebener Artikel und bin da zu 99% d'Accord. Wobei all das ja nicht willentlich geschieht, sondern "halt geschieht". Die "Hexenjagd in Kauf nehmen" geschieht da aber weniger "zum Wohl des Schülers", sondern weil einem eh nix anderes übrig bleibt, wenn man "echt" sein (bleiben) will. Letztlich sind die "Hexenjäger" in dem Fall ja auch keine ehemaligen Schüler. 

 

Imho ist das was sich da abspielt auch nix anderes als das, was sich eben grad in der Gesellschaft (politisch) abspielt. (Fast weltweit)

 

Vom Prinzip, dass du beschreibst, dass "am Ende" der "Guru" den Schüler "verjagen" (und vergraulen und verzweifeln lassen) muss, bin ich ziemlich d'Accord. Vielleicht nicht in jedem Fall, aber in den meisten. Aber man macht das gar nicht so absichtsvoll, sondern das geschieht dann von Selbst. Halt eine "ko(s)mische göttliche Komödie", die dann inszeniert wird. 

 

Und am Ende ist wieder einmal Nichts geschehen. ;-) <3

 

So prinzipiell keine schlechte Analyse von "dem was geschieht". Zwar ohne Absicht geschieht, aber dennoch geschieht. Wenn mans ranlässt. Was jene, die aber "die Hexenjagd" begehen, nicht machen werden (also ranlassen und ihr eigenes Bild von "Erleuchtung" und "Erwachen" in Frage stellen; in die Richtung ging imho nämlich der Text)

 

Für mich also eine Insider-Geschichte. Und ganz klar, dass sich viele Teile der "Szene" mit dieser Geschichte auseinandersetzen und auch versuchen zu verstehen (dazu gehört auch Analyse). Ich unterstelle da kein "Motiv". 

 

Im Gegenteil, ich empfinde den Text ehrlich gesagt als "wohlwollend" und eher kritisch gegenüber "den Hexenjägern". Vielleicht nur mein Empfinden, kann sein. Es stellt klar den evolutionären Schritt "weg von der Scheinheiligkeit" raus, den ja auch Werner und ich repräsentieren. Zu dem stehen, was man eben als *Mensch* ist. 

 

Und ja, das raubt auch die letzten Illusionen der Schüler über "den Guru". Und auch das ist wichtig. Das ist der letzte Sockel, der fallen muss. Der letzte Illusions-Zahn, der gezogen wird.

 

PS: Die "Anhänger", die da gemeint sind, sind jene, die da eben grad stark gegen uns hetzen. Nicht die wirklichen Schüler; ... der Text beschreibt imho etwas, was sehr häufig geschieht: Dass bestimmte "Schüler", die gar keine Schüler sind, sich irgendwann gegen den Guru wenden, wenn er was sagt, was dem Verstand dann nicht passt....)

 

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2002 hatte die neue Satsang-Bewegung ihren Zenit bereits überschritten. Aus Satsang wurde allmählich Satire, aus Erleuchtung wurde Erschöpfung: das spirituelle Burn-out machte sich breit. Umso leichter wurde es, sich in einen Guru zu verwandeln und Geld mit dem NICHTS zu verdienen. Die LDL macht ab 2020 nur noch BEACH YOGA und empfängt Dich kostenlos ohne Scheinprobleme!

 

"Während ich mir Mühe gab, dem Blick standzuhalten, und immerzu in seine Pupillen starrte, beschlich mich das Gefühl, ins Leere zu sehen. Ja. Da war überhaupt nichts. Da war keine Persönlichkeit. Es war, als säße da eine Hülle, durch deren Einlässe ich direkt ins Vakuum blickte. Niemand. Kein Anhaltspunkt. Kein Widerstand."  Dietmar Bittrich & Christian Salvesen, DIE ERLEUCHTETEN KOMMEN (2002)

 

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